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INDEXPRODUKTE – WAS GIBT ES ZU BEACHTEN
Indizes ermöglichen Anlegern eine rasche Orientierung über die Stimmungslage an der Börse. Sie dienen in der Praxis auch dazu die Anlageresultate in der Vermögensverwaltung zu beurteilen (Benchmarking). Auch sind Finanzprodukte, die auf der Entwicklung von Indizes basieren (z. B. ETFs oder strukturierte Produkte) zunehmend in Portfolios vertreten. Dementsprechend wichtig ist es, sich mit der Berechnungsweise und der Zusammensetzung von Indizes zu beschäftigen, um Entwicklungen akkurat beurteilen zu können.
Grundsätzlich lassen sich aufgrund der Berechnungsweise zwei verschiedene Typen von Indizes unterscheiden:
• Kursindizes: Zur Berechnung werden ausschliesslich die Aktienpreise herangezogen.
• Performanceindizes (Total Return Indizes): Hier werden zusätzlich zu den Kursveränderungen auch Dividendenzahlungen berücksichtigt.
Neben der Berechnungsweise ist die Indexzusammensetzung wesentlich. Die meisten bedeutenden Indizes (z. B. DAX, S&P 500, etc.) sind kapitalgewichtet. Diese berücksichtigen die absolute Grösse (Marktkapitalisierung) der Aktiengesellschaft. Die Aktien- kurse werden mit der Anzahl der Aktien multipliziert, wobei nur der Teil der Aktien berücksichtigt wird, der sich in Streubesitz befindet (Freefloat).
Am Beispiel US-Aktienmarkt (S&P 500) machen die 10 grössten Unternehmen aktuell (per 31. 08. 2020) rd. 29 % des S&P 500 aus. Zudem, die ersten fünf Positionen sind durch die Technologie-Riesen Apple, Microsoft, Amazon, Facebook und Alphabet besetzt (insgesamt 23.6 %). Vor der Coronakrise lag der Anteil dieser Unternehmen noch bei rd. 20 %.
Die Auswirkungen auf die Diversifikation in einem Portfolio mit ETFs, die auf einem kapitalgewichteten Index basieren, sind Anlegern in vielen Fällen nicht bewusst. Im Falle des S&P 500 liegt die durchschnittliche Gewichtung einer Aktie bei ca. 0,2 %. Aktuell sind Apple mit fast sieben Prozent und Microsoft mit rund sechs Prozent die zwei am stärksten gewichteten Aktien. Noch eindrücklicher ist dies am Schweizer Aktienindex SPI zu sehen. Die drei grössten Aktien haben einen Anteil am Index von rund 50 % (Nestlé 22 %, Roche 15 % und Novartis 13 %). Im Glauben ein diversifiziertes Indexprodukt gekauft zu haben können auf diese Weise Klumpenrisiken entstehen, die dem Anleger auf den ersten Blick nicht bewusst sind.
Zusätzlich besteht bei ETFs auf kapitalgewichtete Indizes keine Möglichkeit, eine Aktie nach einem überdurchschnittlichen Kursanstieg geringer zu gewichten. Die Gewichtung von Anlagestilen wie Wachstum oder Value ist durch den Indexanbieter vorgegeben. Der Anteil von Aktien, die ein gutes Momentum zeigen, nimmt automatisch zu. Sogenannte Equal-Weight- Strategien, die sämtliche im Index enthaltenen Aktien mit demselben Gewicht versehen, vermeiden diese «Bias»-Effekte.
Bei Performancevergleichen von Aktienindizes sind somit auch die Gewichtungen der einzelnen Sektoren zu analysieren. Ein Vergleich des US-Aktienmarkts mit dem deutschen Pendant zeigt deutliche Unterschiede in der Gewichtung der einzelnen Sektoren.
Im aktuellen Umfeld möchten wir auf einen weiteren Aspekt hinweisen: Ein Vergleich der Kapitalisierung sämtlicher Unternehmen in einem Index verdeutlicht die Grössenunterschiede zwischen den USA und Europa. Die DAX 30 Unternehmen haben in der Summe aktuell einen Unternehmenswert (Marktkapitalisierung) von USD 1389 Mrd. Apple alleine hat eine Marktkapitalisierung von USD 1992 Mrd., was rd. dem 1.4-fachen Wert sämtlicher DAX Unternehmen entspricht. Die fünf Tech-Giganten bringen es insgesamt sogar auf ein Gewicht von rd. USD 6900 Mrd. Im weltweiten Aktienindex MSCI World (MSCI ACWI) mit insgesamt 2984 Unternehmen repräsentieren diese Unternehmen mittlerweile einen Anteil von 13.2 %.
Fazit
Die Ausführungen machen deutlich, dass der Anleger bei Auswahl und Gewichtung von Indexprodukten sich der Zusammensetzung des zugrundeliegenden Index bewusst sein sollte. Diese Aussage trifft übrigens auf alle Indizes und Indexprodukte zu. Andernfalls können Anlageresultate in Bezug auf Risiko und Performance eintreten, die der Anleger so nicht erwartet hat.
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