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Schweiz – Erneut auf dem Weg zu Null- und Negativzinsen
Was sind Null- und Negativzinsen?
Nullzinsen und Negativzinsen sind geldpolitische Instrumente, bei denen der Leitzins einer Zentralbank bei 0 % oder im negativen Bereich liegt. Das bedeutet: Banken erhalten keine bzw. eine negative Verzinsung auf Guthaben, die sie bei der Zentralbank parken.
Warum wurden Null- und Negativzinsen in der Vergangenheit eingeführt?
Bekämpfung von Rezession und Deflation: Nach der globalen Finanzkrise 2007–2008 kam es zu einer schweren Rezession. Die Wirtschaft wuchs kaum, Preise stagnierten oder fielen (Deflation), und Unternehmen investierten nicht. In solchen Situationen sind Zinssenkungen ein bewährtes Mittel, um Investitionen und Konsum anzuregen.
Förderung von Konsum und Investitionen: Niedrige Zinsen machen das Sparen weniger attraktiv. Sie sollen Anreize schaffen, damit Privathaushalte ihren Konsum steigern und Unternehmen ihr Kapital in produktive Investitionen lenken, statt es ungenutzt zurückzuhalten.
Senkung der Finanzierungskosten: Mit Null- oder Negativzinsen können sich Staaten, Unternehmen und Haushalte günstiger verschulden. Kredite werden billiger, was wachstumsfördernde Investitionen begünstigen soll.
Anhebung der Inflation auf Zielwert: Die EZB und andere Notenbanken (US FED) verfolgen ein Inflationsziel von 2 % um wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Tiefe oder negative Zinsen sollen dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen und Deflation zu verhindern.
Wechselkurssteuerung: In Ländern wie der Schweiz wurden Negativzinsen eingesetzt, um die eigene Währung abzuschwächen. Eine zu starke Währung verteuert Exporte, was wirtschaftlich problematisch sein kann. Mit Negativzinsen sollen Kapitalzuflüsse verringert und eine weitere Aufwertung des Franken gestoppt werden.
Welche Risiken und Nebenwirkungen sind zu nennen?
So hilfreich die Massnahme kurzfristig sein kann, so umstritten ist sie langfristig:
- Sparer verlieren real an Vermögen, wenn Zinsen unter der Inflationsrate liegen.
- Vermögenspreise steigen stark, was zu Blasen am Immobilien- und Aktienmarkt führen kann.
- Banken und Pensionskassen geraten unter Druck, da deren Geschäftsmodelle auf positiven Zinsen basieren.
- Zombie-Unternehmen (nicht überlebensfähige Firmen) können künstlich am Leben gehalten werden.
Wie kann man sich vor Negativzinsen schützen?
Bank wechseln oder Freibeträge nutzen: Viele Banken erheben Negativzinsen erst ab einem bestimmten Guthaben, so dass durch Verhandlung von Freigrenzen, Bankwechsel oder Aufteilung auf mehrere Institute eine Optimierung möglich ist.
Tages- und Festgeld nutzen: Tagesgeldkonten oder Festgelder mit kurzen Laufzeiten bringen Zinsen oberhalb von null.
Kurzlaufende Anleihen oder Geldmarktfonds: Diese Produkte bieten konservative Renditen bei geringer Volatilität und eine Alternative zum zinslosen Konto.
Sachwerte ins Portfolio aufnehmen: Immobilien, Aktien-ETFs oder Gold gelten langfristig als inflations- und zinsresistent.
Liquidität abbauen: Wer hohe Guthaben nicht benötigt, kann diese zur Schuldentilgung, für Vorauszahlungen oder Investitionen verwenden, um Negativzinsen zu vermeiden.
Wie ist die Situation in der Schweiz?
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkte im Juni 2025 den Leitzins auf 0 %, um auf den negativen Inflationsdruck und einen starken Franken zu reagieren.
Ist in der Schweiz mit negativen Zinsen zu rechnen und was spricht dafür bzw. dagegen?
Ob in der Schweiz erneut negative Zinsen eingeführt werden, ist derzeit offen, aber es gibt Argumente dafür und dagegen. Hier eine fundierte Einschätzung:
Was spricht FÜR die Wiedereinführung negativer Zinsen?
Fallende Inflation: Die Inflation in der Schweiz ist derzeit unter dem Zielwert der SNB (unter 1 %). Starker Franken (CHF): Der Franken ist als «sicherer Hafen» gefragt, was den Export unter Druck setzt.
Globale Zinssenkungen: Wenn andere Zentralbanken (z. B. die EZB oder das US FED) ihre Zinsen senken, entsteht ein Zinsdifferenzdruck.
Was spricht GEGEN negative Zinsen?
Erfahrungen aus der Vergangenheit: Negative Zinsen haben die Profitabilität von Banken belastet und wurden von Sparern stark kritisiert.
Stabilität des Finanzsystems: Negativzinsen verzerren Kapitalmärkte, fördern Blasen (z. B. Immobilien) und schwächen die Altersvorsorge.
Alternative Instrumente: Die SNB kann auch durch Devisenkäufe oder verbale Interventionen eingreifen, ohne die Zinsen ins Negative zu drücken.
Fazit
Negativzinsen sind ein Instrument der Geldpolitik, das in Krisenzeiten notwendig war, aber langfristig Risiken birgt – vor allem für private Sparer. Um die negativen Effekte auf das Vermögen in Grenzen zu halten, gilt es die Möglichkeiten der Diversifizierung in Anlageklassen, Währungen, Regionen und Sektoren zu nutzen, jeweils unter Berücksichtigung des individuellen Risikoprofils.
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