LMM BLOG
EIGNEN SICH HEDGEFONDS ALS ERSATZ FÜR OBLIGATIONEN?
Nachdem Hedgefonds ihre Allwettertauglichkeit während der Finanzkrise 2008 nicht unter Beweis stellen konnten, sind sie unter Druck geraten und das Interesse der Anleger nahm ab. In letzter Zeit sehen wir aber eine Renaissance. Die rekordtiefen Zinssätze zwingen Anleger dazu, Alternativen zu Obligationen zu prüfen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Hedgefonds dafür geeignet sind.
Vergleichsindizes zeigen nicht die Realität
Performancedaten von Hedgefonds sind mit Vorsicht zu geniessen, da es keine grundsätzlich Verpflichtung zur Publikation der Performancedaten gibt. Vergleichsindizes werden mehrheitlich durch die Performance erfolgreicher Hedgefonds gespiesen. Geschlossene Fonds fallen aus den Datenreihen. Die resultierenden Indexdaten weisen signifikant überschätzte Renditen gegenüber den effektiven Renditen des gesamten Hedgefonds-Universums aus. Man nennt diesen Effekt «Survivorship-Bias».
Historische Schätzungen gehen dennoch davon aus, dass Hedgefonds in der Vergangenheit Renditen erzielen konnten, die deutlich über dem Durchschnitt von Obligationen- und Aktienmärkten lagen. Damit waren sie auch trotz dem «Bias-Effekt» durchaus attraktiv. Allerdings zeigen aktuellere Studien, dass die Renditen von Hedgefonds in der Periode von 2009 bis 2016 durchwegs tiefer lagen.
Unsere eigene Analyse bestätigt diese Wahrnehmungen. Die Renditen eines Portfolios bestehend aus 45% Aktien, 45% Obligationen und 10% Geldmarkt haben sich von 7.36% (in USD) in der Periode 1998 bis 2007 auf 4.25% p.a. in der Zeit von 2007 bis 2016 reduziert – vorwiegend aufgrund des deflationären Umfelds und der Tiefzinspolitik. Die durchschnittlichen Jahresrenditen von Hedgefonds sind in den beiden Vergleichsperioden hingegen von überdurchschnittlichen 9.96% auf unterdurchschnittliche -0.08% p.a. zurückgegangen. Die niedrigere Performance der Hedgefonds in den letzten Jahren ist nur zum Teil mit den tieferen Gesamtmarktrenditen, wie z.B. durch fehlende Zinserträge auf Collaterals, zu erklären. Der mit Hilfe der Zentralbanken stimulierte stetige Aufschwung der Finanzmärkte ist mit sinkenden Marktschwankungen (Volatilitäten) und gestiegenen Korrelationen zwischen sowie innerhalb fast aller Anlagekategorien einhergegangen. Dieses Umfeld war nachteilig für die meisten Hedgefonds-Strategien.
Diversifikations- und Optimierungspotenzial
Gemäss unseren Modellrechnungen steigt die Renditeerwartung, wenn in einem Musterportfolio mit 10% Liquidität, 45% Obligationen und 45% Aktien sukzessive Obligationen durch Hedgefonds ersetzt werden.
Die höhere Rendite muss allerdings mit höheren Schwankungsrisiken erkauft werden. Die Risikozunahme lässt sich durch die höhere Korrelation von Hedgefonds mit Aktien erklären. Diese höhere Korrelation trifft auf das gesamte Hedgefonds-Universum, nicht aber zwingend auf einzelne Strategien, zu.
Folglich sind Hedgefonds rein aus Risikoüberlegungen kein geeigneter Obligationenersatz. Eine mögliche Variante wäre, Hedgefonds sowohl zulasten von Obligationen als auch von Aktien beizumischen. Dank einer verbesserten Diversifikation ist dann eine Optimierung der Rendite-Risiko-Relation des Portfolios möglich.
Trotz dieser Erkenntnisse ist beim Einsatz von Hedgefonds Vorsicht angebracht. Nicht nur die Vielzahl von Anbietern und Strategien, sondern auch deren Intransparenz und geringe Regulierung sind bei der Anlageentscheidung zu berücksichtigen. Kenntnisse über den Fondsmanager und dessen Anlagestrategie sind dafür Voraussetzung. Nicht zuletzt sind auch die relativ hohen Kosten zu hinterfragen.
LMM KOMPASS
Mit unserem Newsletter informieren wir Sie über die aktuelle Lage an den Finanzmärkten, aktuelle Anlagethemen und die LMM.