LMM BLOG
STIFTUNGSMONITOR – FRAGEN DER NÄCHSTEN GENERATION
Mit dem Stiftungsmonitor analysiert unsere Niederlassung in Wien gemeinsam mit der Plattform «stiftungnextgen» jährlich relevante Entwicklungen im österreichischen Stiftungssektor. Insgesamt haben über 200 Stifter, Vorstände und Begünstigte von Stiftungen an der Umfrage teilgenommen, womit bis zu 10 % der Stiftungen in Österreich erreicht werden konnten.
Diesmal wurde unter anderem untersucht, wie stark die nächste Generation in den Stiftungsalltag involviert ist, wie Stiftungen zukünftig geführt werden und wie sich die Vermögensverwaltung im Umfeld gestiegener Zinsen und Inflation verändert hat.
Generationswechsel
Das Thema tritt naturgemäß immer stärker in den Vordergrund, wobei mittlerweile bei vielen Stiftungen drei Generationen involviert sind. Die Distanz nimmt mit einer Verbreiterung der Familienstämme tendenziell zu. Wir wollten erfahren, wie aktiv unterschiedliche Generationen in Fragen der Stiftung eingebunden sind. Die wesentlichen Aussagen lauten wie folgt:
• Bei 45 % der Stiftungen war die nächste Generation nicht in die Errichtung der Stiftung involviert.
• Die Mitsprache der einzelnen Stämme wurde in 62 % aller Stiftungen sichergestellt, indem jeder Stamm im Beirat vertreten ist bzw. ein Bestellungsrecht hat.
• Überwiegend mit 62 % hat nur die erste Stiftergeneration ein Änderungsrecht.
• Bei 20 % der Stiftungen wurden Pflichtteilsverzichte abgegeben.
Aus diesen Aussagen ergeben sich folgende Fragen:
• Wie soll die nächste Generation eingebunden werden, um eine positive Entwicklung der Stiftung zu gewährleisten?
• Zu welchen Problemen und rechtlichen Risiken kann fehlende Transparenz und Compliance führen?
• Wo ergibt sich Handlungsbedarf, um alle Generationen einzubinden?
Stiftungsorganisation
Das wesentliche Organ in Stiftungen ist der Vorstand, der häufig durch den Stifter ernannt wurde. Der Stiftungsmonitor 23 zeigt, dass der Generationenübergang auch auf Vorstandsebene im Gange ist. Der anstehende Wechsel in den Vorständen wird eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre sein. Bei Stiftungen, die Unternehmensträger sind, wird bei der Neubesetzung entsprechendes unternehmerisches Knowhow gefragt sein. Diesbezüglich wird das Thema der persönlichen Haftung der Vorstände bzw. deren Absicherung zu beachten sein. Die wesentlichen Aussagen lauten wie folgt:
• In den nächsten drei Jahren stehen bei 59 % der Stiftungen die Nachfolgeregelung auf Vorstandsebene an.
• 65% der Stiftungen sind Unternehmensträgerstiftungen, was das Anforderungsprofil an Vorstände verändert.
• 70 % aller Stiftungen haben neben der Stiftungserklärung noch zusätzliche interne Regularien, wie eine Geschäftsordnung, die es zu beachten gilt.
• Nur 3 % der Stiftungen, bei denen die Stiftergeneration noch lebt, haben Substiftungen. Diese Zahl steigt nach Ableben der ersten Generation auf 11 % an.
Aus diesen Antworten ergeben sich folgende Fragen:
• Welche fachlichen Anforderungen ergeben sich in Zukunft an Vorstände? Nach welchen Kriterien erfolgt die Wahl der Vorstände?
• Was ist das angemessene Honorar eines Vorstands?
• Wie ist mit dem Umstand der unbeschränkten persönlichen Haftung des Vorstandes umzugehen? Wie kann dieses Risiko aus Sicht des Vorstands minimiert werden?
Vermögensverwaltung
Hohe Inflation und gestiegene Zinsen begleiten uns jetzt schon seit einiger Zeit. In dem Zusammenhang überrascht, dass rd. ein Drittel aller Stiftungen die Anpassung der Anlagestrategie nicht einmal überprüft hat. In Summe können wir im mehrjährigen Vergleich erkennen, dass festverzinsliche Anlagen wieder an Stellenwert gewonnen haben. Alternative Anlagen sind dagegen auf dem Prüfstand. Die wesentlichen Antworten im Bereich «Vermögensverwaltung»:
• 30 % der Stiftungen haben trotz des geänderten Umfelds eine Anpassung der Strategie nicht geprüft.
• 75 % aller Stiftungen besitzen keine schriftlichen Anlagerichtlinien.
• Die Qualität der Beratung durch Banken wurde nach dem Schulnotensystem (1 sehr gut / 5 nicht genügend) mit «befriedigend» bewertet. Stifter beurteilen die Qualität allerdings mit 4.5 deutlich tiefer als ihre Vorstände mit 2.7.
• 50 % der Stiftungen haben eine ausgewogene Anlagestrategie.
Aus diesen Antworten ergeben sich folgende Fragen:
• Wie ist mit dem unterschiedlichen Informationsbedarf von Stiftern, Vorständen und Begünstigten umzugehen?
• Welche Anforderungen ergeben sich dabei an die Berichterstattung?
• Welcher Handlungsbedarf ergibt sich durch das geänderte Zinsniveau? Werden die Chancen genutzt?
• In welcher Periodizität und durch wen soll die Überprüfung der Anlagestrategie erfolgen? Wie kann eine unabhängige Beratung sichergestellt werden?
Fazit
Die Antworten des Stiftungsmonitors 23 zeigen, dass der Generationswechsel in den Familien auch auf Vorstandsebene ansteht bzw. teilweise im Gang ist. Dabei die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Stämme und Generationen zu berücksichtigen, stellt eine Herausforderung dar.
Eine professionelle Organisation der Stiftung mit entsprechenden «checks and balances» ist die Voraussetzung, um eine effiziente Steuerung und Sicherung des Vermögens zu gewährleisten und Konflikte zu vermeiden. Themen wie eine Familienverfassung, Controlling oder Vermögensreporting rücken in den Vordergrund.
Die vollständigen Ergebnisse zu sämtlichen Themen der Umfrage können Sie auf der Plattform www.stiftung-nextgen.at und www.lmm-ic.com abrufen.
LMM KOMPASS
Mit unserem Newsletter informieren wir Sie über die aktuelle Lage an den Finanzmärkten, aktuelle Anlagethemen und die LMM.