Als unabhängiger Investment Controller untertützt LMM die BONUS Gruppe im Bereich der Kostenanalyse und -kontrolle. Im Gespräch mit Mag. Stefan Kargl (Leiter der Zweigniederlassung Wien der LMM) erläutert Dr. Wolfgang Huber (Vorstand Asset Management der BONUS Pensionskasse und Vorsorgekasse) die Herausforderungen im aktuellen Umfeld.
Das vorherrschende Niedrigzinsumfeld ist eine Herausforderung für sämtliche Investoren. Welche Auswirkungen hat dies auf die Vermögensverwaltung von Pensionskassen?
Der gesamte Pensionsmarkt konnte in den letzten Jahren vom Trend sinkender Zinsen bzw. Renditen in Form von Kursgewinnen am Anleihenmarkt profitieren. Aber es ist klar, dass dies eine Bürde für die Zukunft ist. Im derzeitigen Umfeld muss man nicht unbeträchtliche Risiken eingehen, um überhaupt die Chance auf ein positives Veranlagungsergebnis zu haben – schließlich liegt der risikolose Zinssatz unter Null. Jedenfalls sind die hohen Erträge aus der Vergangenheit für die Zukunft so nicht mehr zu erwarten und Rechnungszinsen von zum Teil über 5 oder 6 Prozent aus heutiger Sicht mit einem vertretbaren Risiko langfristig nicht pro Jahr erzielbar. Das versuchen wir unseren Kunden verstärkt zu vermitteln. In der Veranlagung ist unser Ziel, durch aktives Management sowohl bei der Allokation als auch bei der Selektion, Risikoprämien, die der Markt ungeachtet des Niedrigzinsumfelds bietet, zu verdienen. Das ist für uns der Schlüssel für langfristigen Anlageerfolg.
Müssen Pensionskassen das Risiko der Anlagen erhöhen, um zukünftig Pensionen nicht kürzen zu müssen?
Der Risikolevel, der eingegangen werden muss, um annähernd die Rechnungszinsen erreichen zu können, ist heute natürlich höher als in der Vergangenheit. Andererseits ist in der Branche auch die Qualität des Risikomanagements, also die Art und Weise wie mit Risiken umgegangen wird, in den vergangenen Jahren gestiegen. Das Risiko wurde dadurch auch kalkulierbarer.
Kann es Sinn machen, Anleihen mit negativen Renditen zu kaufen?
Unter gewissen Umständen kann das sinnvoll sein – insbesondere dann, wenn man mit einem deflationären Umfeld rechnet, also mit noch weiter fallenden Renditen. Es ist auch immer eine Frage der Alternativen. Anleihen können auf jeden Fall zur Diversifikation beitragen.
Wie sehen Sie alternative Anlagen (insbes. Immobilien und Private Equity) in diesem Umfeld?
Alternative Anlagen wird in Zukunft angesichts des Niedrigzinsumfelds und der dadurch relativ geringen Risikoprämien im Anleihenbereich eine höhere Bedeutung zukommen. Man muss aber in diesem Bereich sehr selektiv vorgehen und die Liquiditätssituation im Auge behalten. Durch die niedrigen Zinsen und den hohen Liquiditätssituation kann es hier zu Fehlallokationen kommen. Dies kann bei einer Umkehr der Situation zu Marktverwerfungen führen.
Grundsätzlich haben Pensionskassen einen langen Anlagehorizont? Wie wird dieser Aspekt in der Anlagestrategie berücksichtigt bzw. wie profitieren Sie davon?
Man sollte nicht zu sehr auf Kalenderjahrergebnisse schauen – auch wenn diese als Basis für die jährliche Pensionsanpassung herangezogen werden. Darüber gibt es in der Branche auch eine ziemlich einhellige Sichtweise. Wir als BONUS verfolgen das Ziel, die Rechnungszinsen so weit möglich langfristig zu erwirtschaften und über einen rollierenden 3-Jahres-Zeitraum im Marktvergleich outzuperformen. Insofern haben wir also schon einen längerfristigen Horizont.
Welche Rendite können Versicherte in den nächsten Jahren erwarten?
Realistischerweise liegt die Ertragserwartung für die kommenden Jahre je nach Anlagestruktur bei etwa 1-3% per annum. Das klingt nach wenig, aber im Vergleich zu anderen Anlageformen ist eine Pensionskassenveranlagung - wie auch die Vergangenheit gezeigt hat - höchst attraktiv.
Welchen Mehrwert sollte Investment Controlling aus Ihrer Sicht liefern?
Es kommt natürlich darauf an, welche Bereiche das Investment Controlling umfasst. Es sollte jedenfalls zu erhöhter operativer Effizienz beitragen. Zusätzlich würde ich mir erwarten, dass eine Perspektive von außen den Blickwinkel erweitert und dadurch unter Umständen Aspekten Beachtung geschenkt wird, die sonst im Tagesgeschäft unterzugehen drohen.
In Zeiten niedriger Renditen steigt vielfach das Kostenbewusstsein der Anleger. Wie sehen Sie die Entwicklung der Kosten der Vermögensverwaltung?
Kostenkontrolle ist für institutionelle Anleger ein wichtiger Faktor – das aber nicht erst seit der Niedrigzinsphase. Dass die Kosten im Einklang mit den Leistungen stehen, darauf ist bei den Pensionskassen in Österreich immer schon geachtet worden. In einigen Segmenten macht es aus unserer Sicht durchaus Sinn in kostengünstige ETFs zu investieren. Was zählt ist am Ende immer die Nettoperformance, unabhängig davon ob es sich um eine aktive oder passive Veranlagung handelt.
Hat das Zunehmen der regulatorischen Vorschriften nach der Finanzkrise einen positiven Effekt oder sind vor allem die Kosten angestiegen?
Grundsätzlich ist eine Regulierung gerade im Vorsorgebereich wichtig, weil es den Kunden eine zuzsätzliche Sicherheit gibt und verhindern soll, dass „schwarze Schafe“ die Reputation einer Branche beschädigen. Es muss aber darauf geschaut werden, dass dies nicht in eine am Ziel vorbeischiessende Überregulierung ausartet. Ganz allgemein hat man was die Finanzbranche betrifft schon den Eindruck, dass das Pendel derzeit zu stark in diese Richtung ausschlägt. Es muss sichergestellt sein, dass die anfallenden Kosten zur Einhaltung der regulatorischen Anforderungen das Geschäftsmodell an sich nicht in Frage stellen.
Wie sehen Sie die Entwicklung der 2. Säule der Pensionsvorsorge in Österreich?
Wenn der politische Wille erkennbar ist, dass die 2. Säule für Unternehmen steuerlich stärker gefördert wird, positiv. Dadurch ließe sich der in Österreich so bedeutende KMU-Sektor erschließen, was den zahlreichen Beschäftigten in diesem Sektor, zugute kommen würde. Auch durch eine verpflichtende Verankerung der betrieblichen Vorsorge in Kollektivverträgen, entstünde viel Potenzial. Angesichts der exorbitant hohen Ausgaben für die 1. Säule, kann es nur Ziel der Politik sein, die Durchdringungsrate der betrieblichen Vorsorge deutlich zu erhöhen.